Ein alter Mann, Dastaguir, und sein fünfjähriger Enkel, Yassin, warten an einer staubigen Kreuzung irgendwo in der menschenleeren Weite Afghanistans auf eine Mitfahrgelegenheit. Hinter ihnen liegt das Grauen, die Bombardierung ihres Dorfes, bei der die übrige Familie ums Leben kam – mit Ausnahme des Vaters, der nicht im Dorf war, weil er im Kohlebergbau arbeitet. Ihn wollen Großvater und Enkel jetzt in der Mine besuchen, um ihm die Todesnachricht zu überbringen.
Aber heute, so erfahren sie, wird kein Laster mehr kommen. Dies ist Dastaguir auch nicht ganz unrecht. Sein Ehrgefühl sagt ihm, dass es für einen Afghanen leichter sei, selbst zu sterben, als den Tod seiner unmittelbaren Angehörigen ertragen zu müssen. So sorgt sich Dastaguir, sein Sohn werde sich rächen wollen und so
Ein alter Mann, Dastaguir, und sein fünfjähriger Enkel, Yassin, warten an einer staubigen Kreuzung irgendwo in der menschenleeren Weite Afghanistans auf eine Mitfahrgelegenheit. Hinter ihnen liegt das Grauen, die Bombardierung ihres Dorfes, bei der die übrige Familie ums Leben kam – mit Ausnahme des Vaters, der nicht im Dorf war, weil er im Kohlebergbau arbeitet. Ihn wollen Großvater und Enkel jetzt in der Mine besuchen, um ihm die Todesnachricht zu überbringen.
Aber heute, so erfahren sie, wird kein Laster mehr kommen. Dies ist Dastaguir auch nicht ganz unrecht. Sein Ehrgefühl sagt ihm, dass es für einen Afghanen leichter sei, selbst zu sterben, als den Tod seiner unmittelbaren Angehörigen ertragen zu müssen. So sorgt sich Dastaguir, sein Sohn werde sich rächen wollen und so auch in den Kreislauf der Gewalt geraten, der in diesem vom Krieg geschlagenen Land kein Ende nehmen will. – „Entweder Du hast das Messer in der Hand oder an der Kehle“, so formuliert ein festgenommener Soldat, der mit seinen Bewachern zu den Wartenden stößt, dieses Dilemma. Der Gefangene, der an der Kreuzung einem anderen Trupp von Soldaten übergeben wird, hat seinen Offizier getötet als dieser einen Angriff auf sein Heimatdorf befohlen hatte.
Im Verlauf des weiteren Wartens wird Dastaguir auch vom Händler und dem Wächter erfahren, wie der Krieg sie aus der Bahn geworfen und an diesen verlassenen Ort gespült hat.
Im bewegenden Schicksal einer Familie werden die Schrecken des Krieges beschworen, aber auch – zuweilen mit einem sehr grimmigem Humor – die Solidarität und der Überlebenswille der Opfer.